NEOMATRIX ist ein vom European Commission’s H2020 grant programme finanziertes vierjähriges internationales wissenschaftliches Netzwerk-Projekt des europäischen Twinning (Zwillings-) Instrumentes. Twinning zielt darauf ab, langfristige Beziehungen zwischen bestehenden und zukünftigen EU-Ländern zu fördern und konkrete, verpflichtende operationelle Ergebnisse durch kollegiale peer-to-peer Aktivitäten zu erzielen. NEOMATRIX wird dies durch die Ausbildung junger WIssenschaftler im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes erreichen, das die individuelle Expertise von vier Partner-Laboratorien zusammenbringt.
Die neolithischen Verbreitung unter neuem Licht zu betrachten
Das Projekt untersucht die Ausbreitung der neolithischen, d.h. jungsteinzeitlichen, Kultur im Mittelmeerraum. Hierbei handelt es sich um ein komlexes Ereignis der Vorgeschichte, das den Weg zur Moderne bereitet hat und dennoch nur in groben Umrissen verstanden ist. Archaeologie und Geschichtsforschung haben federführend zu Erklärungen beigetragen, und dennoch bestehen noch offene Fragen, z.B. in Bezug auf demographischen und kulturellen Wandel. Einige dieser Fragen können nun direct mittels archäogenomischer Ansätze beantwortet werden, d.h., mittels der Analyse von alter DNA, aber auch durch biogeochemische Daten. Mithilfe eines interdisziplinären Ansatzes versucht NEOMATRIX die neolithischen Verbreitung unter neuem Licht zu betrachten, indem die detaillierte Untersuchung von demographischen Änderungen mit Veränderungen in der materiellen Kultur verknüpft wird. So soll z.B. ergründet werden, ob die Geschwindigkeit des kulturellen Wechsels verknüpft ist mit der Verbreitungsdynamik der Populationen, und wie sich Geschlechterrollen mit fortschreitender Evolution der bäuerlichen Gesellschaften verändert haben, um nur zwei Beispiele zu nennen. Dieser Ansatz wird sowohl von der Expertise als auch von den bereits produzierten Daten der Parnterlabore profitieren. Letztere sollen gemeinsam neu analysiert werden, was nicht nur die Qualifikation der beteiligten Jungwissenschaftler erhöhen, sondern auch die Interpretation der Ergebnisse weiterbringen wird.
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Demokratisches Network von lokalen Laboratorien aus verschiedenen Ländern
Ein Grossteil der einflussreichen archäogenomischen Forschung wird heutzutage von internationalen Netzwerken gemacht, und Forschungstätigkeiten decken grosse geographische Bereiche ab, die über nationale Grenzen hinweggehen. Diese Netzwerke werden meist von einigen extrem gut finanzierten Laboratorien geleitet, die das Wissenschaftsfeld der alten DNA Forschung menschlicher Populationen monopolisieren, indem sie weltweit archäologisches Material einsammeln, inclusive einzigartiger Fundstücke von Anatolien, aber auch von anderswoher. Im Gegensatz dazu positioniert sich NEOMATRIX als demokratisches Network von lokalen Laboratorien aus verschiedenen Ländern, die an ähnlichen Fragestellungen arbeiten. Die Umsetzung der Idee von demokratischen Netzwerken würde sicherlich ähnlich wirksam zu exzellenter Forschung führen, jedoch gleichzeitig nachhaltiger sein, da Vielfalt und Streuung die Multiplikation von Expertise und Kreativität garantiert.
NEOMATRIX führt Partner von vier Ländern zusammen: Türkei, Griechenland, Schweden und Frankreich. Der hauptsächliche Nutzniesser des Projekts ist:
- das erste alte DNA Labor der Türkei an der Middle East Technical University (METU) zusammen mit dem Schwester-Labor an der Hacettepe University (HÜ). Beide Universitäten befinden sich in Ankara, im Herzen von Anatolien, einer strategisch ungemein wichtigen Region für die wissenschaftlichen Fragen des Projekts.
Durch NEOMATRIX, haben die beiden Ankara-Forschungsgruppen sich bekannten Partnern angeschlossen, deren unterschiedlichen Stärken einander in verschiedener Hinsicht ergänzen. Diese Partner sind:
- The Foundation for Research and Technology – Hellas (FORTH), das erste alte DNA Zentrum Griechenlands mit jungen Wissenschaftlern im Bereich von Paläogenomik, Populationsgenetik, und multipler Isotopenanalyse;
- das Department of Archaeology and Classical Studies und Center for Palaeogenetics der Stockholm Universität (SU), ein äusserst aktives Analyse-Zentrum alter Genome, das archäogenomische Forschung der europäischen Neolithisierung seit den frühen 2010s betreibt; und
- das Paleogenomische Labor am Institut Jacques Monod, Université de Paris, French National Centre for Scientific Research (CNRS), ein Labor mit dem Schwerpunkt der evolutionären Genomik und langjähriger Erfahrung in der Forschung alter Genome von Tieren und Menschen, vor allem was die Analyse von schlecht erhaltenem Material aus Regionen mit hohen Temeraturen anbelangt.
Die oben genannten Fragen der Neolithisierung des Mittelmeerraums warden im Rahmen dieses Projektes untersucht und verstärkt werden durch Training und Erfahrungsaustausch unter den Jungwissenschaftlern der vier Labore (early-stage researchers, ESRs) sowie dem Personal der Wissenschaftsverwaltung. Dies soll durch Kreuzlaborbesuche, gemeinsame wissenschaftliche Aktivitäten und Kurse erzielt werden. Dieses Programm ist besonders wichtig fuer die jüngern Gruppen des Netzwerkes, Ankara und Heraklion, denn die alte DNA-Forschung ist in Griechenland und der Türkei noch nicht solide etabliert, sondern steckt noch in ihren Kinderschuhen. Zusätzlich ist die DNA in den archäologischen Knochenfunden dieser geographischen Gebiete aufgrund des warmen Klimas schlecht erhalten. Diese Herausforderung erfordert die Entwicklung kreativer Methoden, um so viele Ergebnisse wie möglich zu erzielen. Das Zusammenwirken von Erfahrung und Wissen der verschiedenen Laborgruppen im NEOMATRIX Projekt wird die Entwicklung der alten-DNA-Forschung in der Türkei und in Griechenland stark voranbringen und es diesen Forschungszentren erlauben, ihr volles Potenzial zu erreichen.
Das Projekt wird mithelfen ein exemplarisches demokratisches Netzwerk von alten-DNA-Forschungsgruppen zu konstruieren und wird durch innovative und interdisziplinäre Forschung innerhalb Europas fördern.